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Studie über YouTube-Lernen Nichts verstanden, zurückspulen, noch mal schauen

Fast jeder zweite Schüler nutzt YouTube-Videos gezielt zum Lernen. Das zeigt eine neue Studie. Gleichzeitig wünschen sich viele Befragte einen kritischen Umgang mit der Videoplattform im Unterricht.
Schüler in Berlin an ihren Laptops

Schüler in Berlin an ihren Laptops

Foto: Thomas Trutschel/ Photothek/ Getty Images

Nicht erst der YouTuber Rezo  hat deutlich gemacht: YouTube ist eines der gefragtesten digitalen Leitmedien für Jugendliche. Eine neue repräsentative Studie des Rats für Kulturelle Bildung  zeigt, dass fast 90 Prozent der Schüler und Schülerinnen die Videoplattform generell nutzen. Mehr als die Hälfte von ihnen hält Videos zu Schulthemen für wichtig oder sehr wichtig.

Der Studie zufolge schauen Schüler und Schülerinnen die Erklärvideos vor allem dann, wenn sie Inhalte aus dem Unterricht wiederholen wollen. Auch für Hausaufgaben, Hausarbeiten oder Klausuren werden sie besonders häufig herangezogen. Der Grund: Jeder Dritte gibt an, dass YouTube-Videos Sachverhalte verständlicher und einprägsamer erklären können als Lehrerinnen und Lehrer. Außerdem könne man die Videos so oft anschauen wie man möchte.

Die Studie zeigt aber auch, wann Schüler und Schülerinnen beim Lernen mit Videos an ihre Grenzen stoßen: Ein Großteil der Befragten schätzt am Unterricht, dass sie dort nachfragen können, wenn sie etwas nicht verstehen.

Das Lernen mit YouTube Videos finde ergänzend zum Unterricht statt, nicht als Ersatz, sagt Benjamin Jörissen, Mitglied des Rats und Professor für Pädagogik an der Universität Erlangen-Nürnberg: "YouTube ist ein mittlerweile auch ein bedeutsamer pädagogischer Akteur, mit dem sich Schüler auf Prüfungen vorbereiten oder Wissen vertiefen können. Das verändert die Art und Weise, wie Schüler lernen und Inhalte aufnehmen." Durch die Videos hätten sie einen direkten Vergleich zu ihren Lehrern.

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Insgesamt 60 Prozent der befragten YouTube-Nutzer geben an, dass sie sich mit der Videoplattform im Unterricht kritisch auseinandersetzen wollen. Unabhängig von Alter und Geschlecht wünschen sich die Jugendlichen, Vor- und Nachteile der Plattform zu besprechen.

Zu einer gesunden Skepsis bei der Nutzung von YouTube-Videos rät auch Bildungsministerin Anja Karliczek (CDU). "Videos werden als Wissensquelle immer beliebter, weil Wissen in Videos oft sehr anschaulich vermittelt wird", sagte sie der Nachrichtenagentur dpa. Die Schulverantwortlichen müssten Schülern beibringen, wie sie nutzbringend, aber auch kritisch mit Informationen daraus umgingen.

"Schüler müssen natürlich lernen, Videos mit Vorsicht zu genießen und Quellen zu hinterfragen", sagt auch Pädagogikprofessor Jörissen. "Andererseits sollten Lehrer auch deutlich machen: Digitalisierung bietet viele Chancen und Möglichkeiten, nicht nur für Schüler, sondern auch für Lehrer. Darauf schauen wir bisher viel zu selten."

Der Studie zufolge würden Jugendliche YouTube-Videos besonders gerne schauen, wenn sie "unterhaltsam", "witzig" und "neu/zeitgemäß" seien. Für Jörissen zeigt das: "Lehrer müssen nicht noch witziger als Webvideos werden, denn die Jugendlichen schätzen auch die Interaktion mit den Lehrern. Wenn es Möglichkeiten gibt, Themen unterhaltsam aufzubereiten, kann man die doch nutzen."

Weitere Ergebnisse der Studie:

  • Videos auf YouTube motivieren viele Befragte, selbst künstlerisch aktiv zu werden. Sie würden ihre Neugierde wecken, sie begeistern und motivieren. Nur bei einem geringen Teil der Befragten (8 bis 10 Prozent) trifft das nicht zu.
  • Bei der Auswahl von Videos greifen sie zu 91 Prozent auf Empfehlungen von Freunden zurück, zu 65 Prozent auf Influencer, zu 44 Prozent auf Tipps von der Familie; bei Tipps von Lehrern sind es 30 Prozent.
  • Für 26 Prozent der Befragten haben Schule und YouTube nichts miteinander zu tun.

Vor allem ältere Jugendliche und junge Erwachsene besuchen demnach besonders häufig die Videoplattform: Der Umfrage zufolge nutzen rund zwei Drittel der 12- bis 13-Jährigen YouTube, von den 18- bis 19-Jährigen sind es über 90 Prozent.

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